Anleihen haben im Vergleich zu Aktien einen großen Vorteil: ihr Ertrag steht von vornherein fest.
Auch Anleihebesitzer konnten bis zum Beginn der Niedrig- bzw. Negativzinsphase im Jahr 2016 attraktive Renditen erwirtschaften. Im Juni 2016 wurde die Umlaufrendite deutscher Staatsanleihen erstmals negativ. So konnte der Deutsche Staatsanleihenindex REXP vom 31.1.1967 bis zum 30.6.2016 eine durchschnittliche Rendite von 6,6% pro Jahr erzielen. Diese relativ gute Wertentwicklung konnte aufgrund des hohen Zinsniveaus in den 1960er-, den 1970er- und den 1980er-Jahren sowie aufgrund des Rückgangs des Zinsniveaus ab Anfang der 1990er-Jahren erzielt werden. Bei fallenden Zinsen kaufen Anleger lieber die „alten“ Anleihen mit den höheren Kupons als die neu emittierten Anleihen mit niedrigeren Kupons. Dieses Verhalten trieb die Kurse der höher verzinsten Anleihen nach oben.
Vom 16. März 2016 bis zum 26. Juli 2022 betrug der Leitzinssatz der Europäischen Zentralbank 0,00%. Während dieser Zeit konnten Anleger kein Geld mit Anleihen verdienen. Der 27. Juli 2022 markiert eine Zeitenwende in der Zinspolitik der EZB. An diesem Tag hob die Europäische Zentralbank erstmals den Leitzins von 0,00% auf 0,50% an. Weitere Zinsanhebungen folgten. Daraufhin verkauften die Anleger ihre „alten“ Anleihen und kauften lieber die neu emittierten Anleihen mit höheren Kupons. Dadurch fielen die Kurse der schlechter verzinsten alten Anleihen. Von 9. März 2022 bis zum 21.10.2022 erzielte der REXP den größten Verlust seiner Geschichte: -17,6%.
Staatsanleihen haben im Vergleich zu Aktien einen großen Vorteil: ihr Ertrag steht von vornherein fest. Ein Investor weiß beim Kauf einer Anleihe genau, wie viel Zinsen er bekommen wird, über welchen Zeitraum er diese Zinsen bekommen wird und zu welchem Kurs die Anleihe zurückgezahlt wird. Unter der Voraussetzung, dass eine Anleihe bis zur Fälligkeit gehalten wird und der Schuldner nicht pleitegeht, sind die Kursrückschläge immer nur temporär. Diese Sicherheit gibt es bei Aktien nicht.